Grenze des Verstehens

Wir kommen alle an die Grenzen unseres Verstehens (auf jeden Fall wenn der Tod Einzug hält). Das ist ein Signal, das Verstehen aufzugeben. 

Auf dem spirituellen Pfad versteht man am Anfang viele Dinge, man scheint

Fortschritte zu machen, und das Verstehen scheint zuzunehmen. Dadurch kann man das Puzzle dieser Weltschöpfung mehr und mehr zusammensetzen. Das Verstehen scheint eine gewisse innere Weite zu erzeugen. 

 

Eines Tages erkennt man, dass man in eine Sackgasse (im englischen „death-end) gelangt ist. Dies wird nicht sofort bemerkt, und von der bedingten Persönlichkeitsstruktur schon gar nicht anerkannt – und so gehen viele einen langen Weg bis ans Ende der Sackgasse im Glauben, einen spirituellen Pfad zu begehen. 

Unsere säkulare Gesellschaft, die uns geprägt hat,  sieht den Verstand als höchste wahrnehmende Instanz an.

Wenn man nun auf die Kraft des Intellekts vertraut – und diese Identifikation ist stärker als diejenige mit dem grobphysischen Körper – ist das Ende der Sackgasse unausweichlich. 

Das ist der Moment der zweifelsfreien Wahrheit. Man ist ohne Ausweichen an den Grenzen des Verstandes und seines kleinen Verstehens ausgesetzt, der uns bis an diesen Punkt begleitet hat und einen bisher auch Antworten gegeben hat. 

Einige verzweifeln an diesem Punkt, an welchem eine gewaltige Sinnlosigkeit, Hilflosigkeit und Ohnmacht in einem hochkommt. Andere kehren einfach wieder um, um dann von neuem in die gleiche Sackgasse zu laufen.

Ist man nun bereit, einen Schritt weiterzugehen? Was geschieht nun?

 

Einige benötigen viele Leben, um sich die Begrenztheit des Verstehens zweifelsfrei einzugestehen. 

 

Was tut ein Mensch, der einen langen Weg gegangen ist und nun feststellt, in einer Sackgasse angelangt zu sein? Mit Gewalt und Verbissenheit weitermachen und die Grenze leugnen? Einfach im Kreis gehen oder den Rückweg antreten? 

 

Man hat so viel gelesen, gehört, gelernt, und spirituelle Konzepte im Geist bewegt....und nun steht man so blockiert da. 

 

Es gibt noch eine andere Möglichkeit... das Innehalten. 

Das Innehalten ist der Moment, in dem man den persönlichen Egowillen aufgibt, der einem immer nur angetrieben hat. 

 

Der normale Mensch glaubt, ohne den persönlichen Willen zu sterben und alles würde zusammenbrechen. Er kennt nur den Zustand des Aktivsein-seins, eben den persönlichen Willen und den Zustand des passiv-seins, die Depression. Aber es gibt darüber hinaus die Option des Innehaltens, in der man die Triebkraft des Aktivismus aufgibt, und sich dennoch nicht gehen lässt, sondern mehr als tätig ist – ganz gegenwärtig.

 

Darin erfährt man den Augenblick, in dem man sich der Kraft Sri Krishnas übergibt. Es löst Verwunderung aus, dass dennoch etwas geschieht, wenn man nichts mehr tut. Und noch viel mehr Verwunderung über das, was geschieht, wenn man nichts mehr tut. 

 

Da ist die Welt zu Ende. Es ist das Tor zur Wirklichkeit. Neuland beginnt dort, wo die Kontrolle zu Ende ist. 

Wenn man sich einfach in einem sicheren Rahmen bewegen möchte, wie alle normalen Menschen, so steht einem dies frei. Dann kann man sich weiterhin im bisherigen kleinen Rahmen sicher fühlen, Kontrolle haben, und daran leiden.