Wertzuschreibung

Man hat gelernt, einerseits Dinge abzuwerten und auf der anderen Seite Dinge aufzuwerten. Und so hat man auch den Glauben verinnerlicht, dass wenn man dies nicht tue, das Leben sinnlos und wertlos sein würde. Man müsse sich doch den eigenen Sinn kreieren….

 

Man glaubt, dass es die eigene Aufgabe sei, den Menschen, der Welt, der Umgebung, dem Leben und Gott einen Wert zu geben, indem man sie be-wertet. Man ist wie besetzt von der Idee, allem einen Wert zuzuschreiben, da es sonst keinen hätte. So betrachtet man das gesamte Leben nach seinem eigenen Mass, was Recht und Unrecht sei, und glaubt, man könne damit wirklich die Phänomene des Lebens bemessen und das Leben erleben.

 

Solange man nicht sieht, was für eine Anmassung sich dahinter eigentlich verbirgt, sich herausnehmen zu können, allem einen Wert aus sich selbst heraus anzuheften, als hätte es nicht schon einen intrinsischen, wird man in einem Zerrbild der Wirklichkeit leben.

 

In einem drin lebt jemand, der glaubt, er sei auserkoren, allem einen Wert zu geben und wenn er dies nicht tun würde, dann hätte die Welt aus sich heraus keine Wichtigkeit und keine Bedeutung. So ist man blind geworden für die Würdigung des Wertes, der in sich bereits in allem existiert.

Die Weltanschauung des Monismus, die besagt, dass jegliche Gestalt eigentlich illusorisch sei und somit nicht bereits einen Wert von sich aus besitze, stellt die Grundlage für ein solches Denken dar.

Das Leben hat einen Wert in sich und man muss nichts tun, um ihm aufgesetzt eine Bedeutung zuzuschreiben. Dieser entsteht nicht künstlich durch Beruf, Karriere oder innerweltlich erworbene Scheinsicherheiten, sondern ist gegeben als Existenz meiner ewigen Seele und ihrer angelegten Beziehung zu Gott.

Es ist also auch nicht die eigene Aufgabe, die natürlich fliessenden Umstände der Umgebung zu bewerten – sie abzuwerten oder aufzuwerten.

 

 

 

Minderwert ist das Problem derjenigen, die versucht haben, sich durch Arrangierungen im Aussen aufzuwerten und den natürlichen inneruhenden Wert übersteigen wollten. Dieser Versuch, der auf dem Glauben eigener Wertlosigkeit basiert, liess sie in die Bedeutungslosigkeit fallen. Dort hält man sich auf, bis man wieder genug Kraft angesammelt hat, um sich aufzuwerten und der Stolz wieder übernehmen kann. Das ist der endlose Kreislauf zwischen Überbewertung und Minderwert.

Es ist die endlose Suche des übergestülpten Ichs, welches nach Bedeutung und Wert sucht, wobei seine gesamte Existenz den Wert des eigentlichen Selbst, der ewigen Seele, verdeckt. Es versucht ein Sinngebäude selbst zu kreieren und endet immer wieder in der Leere und glaubt, es einfach nicht richtig angestellt zu haben.

 

Der heimliche Traum eines jeden Ichs ist die Selbstüberhöhung, da es sich von der Durchschnittlichkeit und Gewöhnlichkeit der schnöden Masse abgrenzen will.
Dieser Wunsch hält einen im Kreislauf der Wertigkeiten gefangen.

So lange man glaubt, man könne den Minderwert dadurch überwinden, dass man sich einfach im Überwert, der Überhöhung des Ichs, aufhält, lebt man noch immer im Glauben der existenziellen Sinnlosigkeit allen Seins und glaubt nicht an die tiefe Werthaftigkeit der Seele.

Den eigenen Minderwert zu kaschieren und ihn immer wieder aufzupolieren in einen Überwert, welcher dann irgendwann wieder in den Minderwert zusammenbröckelt, stellt aber keinen Heilsweg dar.

 

 

Man darf zur befreienden Einsicht erwachen, dass in allem einen inhärenten Wert bereits innewohnt. Man war einfach zu blind, dies zu sehen aufgrund der ständigen Eigenwertungen. Weil man ihn nicht erkennen konnte, hat das Ich gedacht, es müsse die Sinnhaftigkeit selber übernehmen und ist in die Be-wertung der Dinge eingestiegen.

Nun ist man eingeladen, sich in diesen intrinsischen Sinn hineinfallen zu lassen – und Friede zu erleben.