Lust sucht Ewigkeit


Lieber Syamasundar *

Du versicherst mir, dass nicht das Was und Wo und Wann in meinem Dasein wichtig sind, sondern Du möchtest das Wie, denn nur darin wohnt mein wirkliches "Ich".
Ich will nichts Aussergewöhnliches leisten, sondern das Gewöhnliche auf ausserordentliche Weise. Durch das Hingegebensein zu Deinem Willen kommst Du im Gewöhnlichen, Unscheinbaren und Alltäglichen wieder auf mich zu.

Ich weiss, dass Du nicht etwas willst von mir- Du willst mich! Was sind Dir meine Gaben, wenn nicht "ich" diese Gabe bin?
Was sind mir Deine Gaben wert, wenn nicht "Du" die Gabe bist?
Verberge Dich nun nicht mehr in den Dingen, ich will Dich! Dein Wesen leuchtet aus dem, was ich sehe, aber ich will mehr. Ich möchte Dich ohne Deine Werke, die Dich verhüllen.
Ich beginne zu fühlen, dass mir alles in der Welt irgendwie zuwenig ist, es mag mich nicht wirklich erfüllen. Früher nahm ich Dich wahr in der sinnvollen Abfolge meiner Geschicke und in der Schönheit der Natur. In einer duftenden Blume. Doch soll ich nun die Augen vor ihr verschliessen? Wozu begegnet sie mir? 
Sie ist mir Botin dessen, der die Schönheit ist, wie ein unendlich zarter feiner Geigenton, der eine gesamte Symphonie mit all ihrer herrlichen Fülle in mir auferstehen lässt.
Ich sehe die Blume in ihrem "Wunderschön-sein" und- blicke von ihr weiter: hinauf zu DER Schönheit.
Wie ein Absprungbrett ist sie mir dann. Aber würde ich auf dem Brett stehen bleiben, anstatt zu springen, dann hätte es seinen Zweck verfehlt. Die Blume würde mir nicht, zu was sie letztlich bestimmt war: zur Führerin nach aufwärts, zu Dir.
Ich suche nach Unendlichkeit - aber im Endlichen, dadurch wurde ich "unendlich" umhergetrieben - in samsara. Aber nichts liess mich stehen bleiben, schenkte mir das anfangs Verheissene. Anhalten kann ich erst bei dem, was ich eigentlich suche - in der intensivsten Liebesbeziehung - bei Dir. Sehnsucht fliesst immer zum Unbegrenzten.

Du bestätigst es selber in der Bhagavad Gita (10.40-41)
mama tejo`msha sambhavan
"Alle Universen sind nur ein kleiner Hinweis auf meine unendlichen Füllen. (Uni-verso bedeutet ja: "auf den Einen hinzu")
Wisse, dass alle majestätischen, schönen und herrlichen Schöpfungen nur einem Funken Meiner eigentlichen Pracht entspringen."

Lieber Syamasundar, Herr meines Lebens, Dein wirkliches Wesen ist mir noch immer verborgen. Entferne gütigerweise die Verhüllung und offenbare Dich demjenigen, der sich nun schon so lange nach Dir sehnt und nach Dir sucht.

*ein Name Krishnas, dessen Schönheit die Seele ewiglich bezaubert