Der Weltverbesserer

Erstaunlich, je mehr der Mensch die Welt und somit auch seine Umstände
verbessern will, desto größer ist auch der Schaden, der am Gesamtgefüge der
Natur entstehen kann. Der Mensch scheint von der Idee alles Verbessern zu
müssen wie besessen. Er sieht aber nicht, dass gerade diese Idee eine
Projektion ins Äußere ist, und die Seele sich dabei von sich selbst
entfremdet kann.

Denn je stärker die Projektion, desto intensiver ist auch die
Selbstentfremdung, und das Dilemma der dadurch in der Welt entstehende
Disharmonien. Schon alleine die Idee, ein Weltverbesserer zu sein, ist in
sich selbst illusorisch, und bringt unweigerlich Unheil hervor. Sie ist der
wahren Natur der Seele völlig fremd. Es ist die Anmaßung einer Seele, die
nicht versteht, dass sie lediglich nur ein Teil des Ganzen ist, und niemals
aufs Ganze einwirken kann, sonder von ihm bestimmt werden sollte.

Würde die Seele diese Wahrheit zulassen, würde sie in erster Linie gar keine
Mängel verursachen, welche sie dann im Nachhinein künstlich zu korrigieren
bräuchte. Dadurch könnte das Ganze durch den Menschen hindurch wirken. Der
Mensch würde nicht mehr mit eigenwilligen Ideen, was nun Gut oder Schlecht
sein solle, dieser höheren Fügung im Wege stehen. Denn erst wenn man
versteht, dass man selbst nicht tun kann, kann man erst wirklich etwas tun.

Doch diese Wahrheit widerstrebt einem vom Ego beherrschten Menschen. Solch
eine Mensch empfindet die Worte “nicht mein, sondern Dein Wille geschehe"
als entmündigend und als eine Aufhebung seiner Selbstständigkeit und
Freiheit. Der Gedanke, nicht mehr selber die Dinge unter Kontrolle zu haben,
erscheint ihm bedrohlich. Es kann sich nicht vorstellen, nicht mehr selber
bestimmen zu können, wer er sein will und was er machen soll.

All diese Befürchtungen wären auch wahr, wenn es nicht auch tatsächlich eine
göttliche Ordnung geben würde. Eine Höchste Intelligenz die schon für alles
gesorgt und gedacht hat; eine Macht, die bereits alles unter Kontrolle hat,
eine Güte, die nur darauf wartet, dass die individuelle Seele sich ihr
wieder anschließt, desto wieder an ihrer perfekten Harmonie teilnehmen zu
können.

Es ist also unsere atheistische Einstellung die uns vor einer bereits
vollkommenen Welt disqualifiziert, und uns in den Wahn, alles verbessern zu
müssen, verbannt. Es ist der Größenwahn einer kleinen Seele, welche die
Existenz Gottes nicht wahrhaben will, um dadurch selber Gott spielen zu
können. Und wenn dann solche Seelen von Gott sprechen, meinen sie im Grunde
genommen nur sich selbst damit.

So gibt es eine Vielzahl von Gurus und Bücher, die den Menschen über die
unendlichen Potentiale ihrer Seelen erzählen, und ihnen vom Spiel ohne
Grenzen künden, so dass sich jedes Ego äußerst geschmeichelt fühlt. Kein
Wunder, dass solche Propheten in unserer so sehr von “Ich bestimme, und mein
Wille geschehe" dominierten Gesellschaft, erwartungsvoll aufgenommen werden.

Ja, was die Menschen nicht alles noch im Namen dieser Gottesvorstellungen
verbessern, bzw. manipulieren werden. Ein ganzer Kult von selbsternannten
Göttern wird noch die gesamte Erde in ein nicht wieder erkennbares Kunstwerk
verbessern, um als erleuchtete Schöpfer dieser Welt, sich selber ihre
Göttlichkeit beweisen zu können.

Dieser Wahn der Machbarkeit von solch vermeintlichen Götter, ist die Macht
der atheistischen Mentalität. Wer dieser Macht verfällt, wird unbewusst zum
Instrument einer gewaltigen Beschäftigungstherapie, bis hin zur Erkenntnis,
dass all dieses Getue niemals die schon betreffende Ordnung Gottes
übertreffen ja, ihr nicht einmal im entferntesten nahe kommen kann.

Daher sollte man diese fruchtbringende Mentalität des Weltverbesserers zu
durchschauen und zu überwinden lernen. Für einen wahren Adepten der
Transzendenz, geht es nicht darum irgend etwas verbessern zu müssen. Es geht
ihm vielmehr um die Bewusstwerdung, wie alles schon der höheren Macht und
vollkommenen Kontrolle der Höchsten Persönlichkeit Gottes untersteht. Daher
ist er nicht von irgendwelchen Weltverbesserungsideen besessen, sondern
vielmehr von diesem Gottesbewusstsein erfüllt.

Solch einem Gottgeweihten geht es nicht um sein eigenes Wirken. Er möchte
sich lediglich wieder der Präsenz Gottes und seiner grenzenlose Güte,
Weisheit und seinem göttlichem Willen anschließen. Der Gottgeweihte ist
nicht auf die Handlung fixiert, sondern vielmehr auf die Verbindung seiner
Seele mit Gott. Jegliche mentale Projektion weicht einer von Herzen gelebten
Devotion. Die Möglichkeit, tatsächlich “nicht mein, sondern Dein Wille
geschehe" erleben zu können, wird zur vollkommenen Erfüllung einer so wieder
mit Gott verbundenen Seele.

Ganz im Gegenteil zu dem, steht die von der atheistischen Mentalität
eingenommene Seele. Diese weicht dem Willen Gottes geschickt aus, indem sie
ihre Erfüllung hauptsächlich durch die Sensation ihres eigenen Wirkens,
ihrer eigenen Weltverbesserung, im Namen Gottes zu finden versucht. Es geht
ihr nicht wirklich um die Verbundenheit mit Gott, sondern um die Handhabung
von physischen und mentalen Kräften, durch die sie ihre eigene Existenz zu
erleben und bestätigen versucht. Dabei verwendet sie gerne den Namen Gottes
(In God we trust), oder den der Wissenschaft oder einer sonstigen
Weltverbesserer-Moral. Ansonsten wäre die Anmaßung ihrer Eigenwilligkeit zu
offensichtlich -- sowohl sich selbst, wie auch anderen gegenüber.

Äußerlich gesehen mag der Unterschied zwischen diesen beiden grundlegend
verschiedenen Seelen kaum noch wahrnehmbar sein. Daher kann man sowohl den
Gottgeweihten, als auch den zu Gotternannten oft unter dem gleichen Banner
Gottes, der Spiritualität und Institution von Weltverbesseren antreffen.
Äußerlich mag der Unterschied nur noch hauchdünn erscheinen. So dünn, dass
einem schon fast die Worte fehlen um es überhaupt noch beschreiben zu können
den der Eine wirkt wobei der Andere bewirkt. Doch innerlich mag dieser
Unterschied ­ im wahrsten Sinne des Wortes ­ ganze Welten ausmachen.