Die Freiheit bedingungsloser Hingabe zu Gott

Viele verbringen ihre Zeit so, als wäre der Wunsch, frei zu sein, DIE Nebensächlichkeit des Lebens.

Alles muss diesem Wunsch untergeordnet werden, wenn man ihn als wirklichen Wunsch anerkennt. Die meisten Menschen spüren diesen Wunsch gar nicht, und das bedeutet nur, dass sie sich dieses Wunsches nicht gewahr sind, denn in Wirklichkeit ist es der tiefste Wunsch eines jeden Menschen. Die Nichtfühlung damit ermöglicht erst das Leben an der Oberfläche mit seinen kleinen Bedürftigkeiten.

Auch bei spirituell Suchenden wird dieser Wunsch oft eingeordnet unter anderen Wünschen. 

 

Die Erfüllung dieses Wunsches erfordert jedoch eine vollkommene Bedingungslosigkeit und alles, was man sein Leben nennt, hat sich dem zu fügen.

 

Die Menschen sind sich der Dringlichkeit nicht bewusst und so geschieht es, dass der Wunsch nach Freiheit korrumpiert wird und unter „ferner liefen“ in einer schier endlosen Kette von anderen unerfüllten Wünschen eingereiht wird. Das hat zur Folge, dass das Interesse für Spiritualität, für Radha Krishna, nur beiläufigen und halbherzigen Charakter hat.

 

Die meisten spirituellen Sucher sind immer noch Hobbysucher, Hobbyesoteriker, Hobbyselbsterforscher, Hobbyphilosophen. Die spirituelle Suche erscheint ihnen immer noch als ein Luxus, der erst dann vollständig gelebt werden kann, wenn die unendliche Kette anderer Bedürftigkeiten gesättigt sind – was natürlich nie eintreten wird. 

Aber dieses vollkommene Interesse aufzubringen, diese totale Bereitschaft für alles, koste es, was es wolle, bedeutet: „ich bin bereit, alles dafür zu geben, was auch immer der Preis ist, der verlangt wird. Kein Preis kann dafür zu hoch sein, wenn man erahnt, worum es wirklich geht.

 

Krishna bhakti rasa bhavitah matih…. Kriyatam yati kutah ’pi labhyate 

(Caitanya Caritamrta, Madhya lila, 8.70)

Nichts kann jemals die Freiheit ersetzen, die sich einstellt, wenn das, was man immer glaubte zu sein, nicht mehr ist, und man als Mensch nicht mehr existiert, sondern sich erkennt als mama amsa (ein Teil Gottes). Und Er ist alles.

 

 

„Das ist mir alles zu anstrengend. Warum beschäftige ich mich eigentlich damit? Vielleicht sollte ich das alles einfach sein lassen. 

Aber auf der anderen Seite fühle ich eine starke, bedingungslose und übermächtige Sehnsucht, nach Hause zu kommen. Und ich weiss, dass sie stärker und grösser ist als alle Fluchtgedanken und Ängste in mir.“

 

Man weiss, dass man eine angenehmere Zeit im Kino verbringen könnte. Heute ist Sonntag und man könnte picknicken gehen, mit dem Hund spazieren, Freunde besuchen…

Die Begegnung mit der Einladung zur bedingungslosen Hingabe ist nicht grundsätzlich unangenehm, aber für den Geist, der sich im Winterschlaf befindet, ist es manchmal äusserst ungenehm, wachgerüttelt zu werden. Es gibt massive Kräfte in einem, die gar kein Interesse daran haben, aufzuwachen. Sie schlafen lieber, betäuben sich und fühlen sich auch noch wohl darin.

 

Die Menschheit hat sich eingerichtet in ihrem Leiden, in ihrem inneren Kleingarten. Wer die Unendlichkeit nicht kennt, ist mit dem zufrieden, was er hat, und diese falsche Selbstzufriedenheit muss überwunden werden. Es ist die Selbstgefälligkeit des Leidens, die Ignoranz der Wirklichkeit gegebüber. Man gibt sich zufrieden mit kurzen Momenten des Glücks, kurzen und vergänglichen Momenten des Genusses und verweilt mit der Hoffnung, sie zu verlängern.

 

Der innere Weg verlangt von einem eine Haltung, in der man bereit ist, alles zu geben ohne Reserven zurückzuhalten. Und das hat man völlig verlernt.

Was wir gelernt haben ist, Kompromisse einzugehen – so gehäuft, dass das gesamte Leben zu einem lauen Kompromiss wird.

Man richtet sich ein in der Zelle, hängt schöne Vorhänge vor die Gitterstäbe, eine Topfpflanze, ein Bild an der Wand. Vielleicht noch den Ausblick geniessen, aber nicht wirklich selbst in die Freiheit gehen und die Unbequemlichkeit dafür in Kauf zu nehmen. 

Genau das aber fordert die Dringlichkeit.

Und dann erkennt man, dass dies nicht einmal unbequem war.

 

„Es gibt kein grösseres Hindernis für unser Selbstinteresse als die Vorstellung, andere Dinge seien angenehmer als Selbsterkenntnis.“  (Srimad Bhagavatam 4.22.32)

 

Das, was dann freigesetzt wird, ist unendlich viel grösser, unendlich viel weiter und erhabener als alles, was der Geist jemals erfassen konnte. Und es ist unendlich viel zufriedenstellender als jede Zufriedenheit, die der Geist relativ erlangen konnte. 

 

Das Pilgern, Sadhu-Sanga nährt diese Flamme wieder. Diese Flamme ist in keinem Menschen wirklich jemals erloschen, auch wenn man man in vielen Leben unter „Leben“ der Versuch, sie auszulöschen verstanden hatte.