Organisierte Religion

 

In seinem Buch, „Shri Chaitanya Mahaprabhu: His Life and Precepts“ (S. 62), nennt Bhaktivinoda Thakur das Singen der Gottesnamen die „künftige Kirche der Welt“.

Die Methode des Kirtan (das Lobpreisen der Heiligen Namen Gottes) als die zukünftige ‘Kirche’ der Welt, lädt alle Arten von Menschen, ungeachtet ihres Charakters, ihrer sozialen Herkunft oder ihrer Konfession zur Erfüllung des höchsten Dharma (des höchsten Wesensgesetzes) der Seele ein. Diese ‘Kirche’ wird sich um die ganze Welt verbreiten und diejenigen Kirchen ersetzen, die sektiererisch sind und Menschen anderer Bekenntnisse ausgrenzen.

Sein Sohn, Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakur erklärt, dass dies nicht einfach eine weitere äussere Religion darstellt, sondern dass es sich darin um die ewige Funktion des ewigen Lebewesens handelt. Er schreibt in seiner Zeitschrift „The Harmonist“ (der englischen Ausgabe von Bhaktivinodas Shri Sajjana Toshani, 1931) wie das Konzept der „universellen Kirche“ zu verstehen sei („Organized Religion – Putana“):

„Die universelle Kirche oder „Math“ ist jenseits der Beschränkungen von Zeit, Raum und Geschichtlichkeit. Sie ist keine soziale Organisationsform von Religion, sondern eine immaterielle Gemeinschaft aller rein dem Gottdienen zugewandten Wesen, unabhängig von jeglicher (kirchlicher) Organisation. Schon die Idee, dass man die Religion in irgendeiner Form organisieren müsse, ist das Zeichen des sicheren Endes der lebendigen spirituellen Bewegung. So eine Bewegung lebt allein durch die Gegenwart wahrhaftiger spiritueller Lehrer.“

Denn erst in der erfahrenen Lebendigkeit von heiligen Persönlichkeiten entfällt die Übertragung der heiligen Erfahrung in eine weltliche Struktur hinein.

 

Bhaktisiddhanta Sarasvati schreibt in seinem Artikel „Putana“ weiter: „Die Erziehung zur religiösen Gleichgültigkeit wird durch die Arrangierungen aller etablierten Kirchen der Welt sicher gestellt.

Die Kirche (organisierte Religion) welche die größte Überlebenschance in dieser gottverlassenen Welt hat, ist jene des Atheismus unter dem Deckmantel von Theismus. Die Kirchen haben sich immer als die standhaftesten Bewahrer der gröbsten Form von Weltlichkeit erwiesen, von denen selbst die schlimmsten nicht-kirchlichen Kriminellen zurückschrecken.

Der ursprüngliche Zweck der organisierten Religion mag nicht immer verwerflich sein. Jedoch war bisher keine religiöse Organisation in der Geschichte zur Unterweisung der Massen erfolgreich. Der Höchste Herr Sri Chaitanya Mahaprabhu, in Erfüllung der Lehren der heiligen Schriften, ermahnt die Lehrer der ewigen Religion, von allem Konventionalismus abzulassen.

Die Idee einer organisierten Kirche in ihrer festgesetzten Form, markiert in der Tat das Ende der lebendigen spirituellen Bewegung. Die großen kirchlichen Einrichtungen sind die Deiche und Dämme um den Fluss der Gottesliebe zurück zu halten... In der Tat weisen sie auf einen Wunsch der Massen hin, eine spirituelle Bewegung für ihren eigenen Zweck auszubeuten. Diese Einrichtungen weisen ebenfalls unmissverständlich auf das Ende absoluter und unkonventioneller heiliger Führung durch einen qualifizierten spirituellen Lehrer. Die Menschen dieser Welt verstehen präventive Systeme, sie haben überhaupt keine Ahnung von nicht festgelegtem positiven ewigen Leben.