Giordano Bruno - über den aufrechten Gang

 

 

 

Ein Grossteil der Menschen in unserer Zeit haben den Zugang zu Religion verloren. Sie akzeptieren, dass nicht die Religion, sondern die aufklärerische Tendenz gegen den Widerstand der Religion die Menschenrechte hervorgebracht hat. Die Spielregeln des Verhaltens stammen nicht mehr aus religiösen Vorgaben alter Zeiten, sondern vom Rechtsstaat. Einer der grossen Vorkämpfer der Abnabelung von religiösen Bevormundungen, 

Giordano Bruno, wurde im Jahre 1600 in Rom verbrannt. Er war ein Mensch, der aufzeigte, wie Wissen und Glauben auseinanderdriften können. Er hat auf radikale Weise dem widersprochen, was man in seiner Zeit glauben musste. 

Seine Grundhaltung war ein Beispiel für aufrechten Gang. Das für einen als wahr erkannte auch gegen die kollektive Auffassung zu vertreten, bedeutet innerste Treue und stellt eine Grundvoraussetzung für den Weg dar.

Giordano Bruno war ein Vagabund des Geistes – also gefährlich jedem Amtsbesitzer. 

Er lehrte, dass ein unendlicher Gott nur eine unendliche Welt schaffen kann. Dann gibt es keine wohldefinierte Wahrheit, die man zur Ausgrenzung aller Andersgläubigen behüten müsste. 

Die katholische Kirche hat bis 1965 den Index der verbotenen Bücher gehalten, wo alle Bücher von G. Bruno darauf enthalten waren. 

Seine Einsicht war, dass nach Kopernikus eine neue Weltsicht notwendig wird, um religiös den neuen Erkenntnissen der Wissenschaft stand zu halten. Dafür, dass er den mittelalterlichen Menschen aus dem Mittelpunkt des gesamten Geschehens gestossen hatte, wurde er verbrannt. 

Wenn die Erde sich um die Sonne dreht, gibt es kein Ende mehr, wo das Universum enden könnte. Der Raum dehnt sich ins Unendliche und überall, so denkt Bruno, wird es Leben geben. Wir sind nicht mehr das Zentrum, weder unsere kleine Erde noch der Mensch. Er bemerkt, dass wenn der Raum unendlich ist, müsste auch die Zeit unendlich sein. Das bedeutet, die Schöpfung ist nie ein einmaliger Akt, sondern ein periodisch stattfindendes Geschehen. Es gibt eine Entwicklung, die nie stillsteht. Es gibt somit eine unendliche Offenbarung, die nie endgültig bleiben kann. 

Wenn sich nicht mehr alles um die Erde dreht, war dies für die Herrschenden, wie wenn sich die Knechte nicht mehr um die Herren drehen würden. Seine Ansichten waren somit für die Kirche Gotteslästerung. Der unendliche Gott wird der Institution und der Schattenverwaltung ihrer unfertigen Dogmen unheimlich.

Als Guiliano Materenzi Giordano Bruno sein Todesurteil las, schleuderte der ihm entgegen: „Mit weit grösserer Furcht lest ihr jetzt das Urteil als ich es mir anhöre.“ Er bezeichnete die organisierte Religion als gefrorene Angst. Das ist das Gegenteil von Glauben.

Liebe und Erkenntnis dürfen eine Einheit bilden.